Pina Earth x Boscor Gruppe
Maximilian von Rotenhan ist einer der beiden Geschäftsführer der Boscor Gruppe. Seit über 40 Jahren arbeitet seine Familie mit der Familie Reitzenstein zusammen, um nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu betreiben. Bei Pina Earth freuen wir uns darüber, nun bereits seit über einem Jahr mit der Boscor Gruppe zusammenzuarbeiten. Dies haben wir zum Anlass genommen, in einem gemeinsamen Interview mit Herrn von Rotenhan Einblicke über nachhaltigen Waldumbau und die Zusammenarbeit mit Pina Earth zu geben.
Herr von Rotenhan, wir freuen uns über das Gespräch mit Ihnen. Können Sie sich und Ihre Rolle zu Beginn noch einmal kurz vorstellen?
Gerne. Mein Name ist Max Rotenhan, ich bin geschäftsführender Gesellschafter in der Boscor Gruppe, verantwortlich für den Forst- und Waldbereich bzw. die Forstwirtschaft. Ich mache das seit 15 Jahren in dem von uns gegründeten Familienunternehmen, in dem wir das Know-How, das wir über Jahrzehnte - oder eher Jahrhunderte - aufgebaut haben, Waldbesitzern zur Verfügung stellen.
Was genau macht die Boscor Gruppe?
Die Boscor Gruppe ist ein Dienstleister in der Landbewirtschaftung. Tatsächlich sind wir der größte Landbewirtschafter in Deutschland. Unsere Aufgabe besteht darin, für unsere Waldbesitzer sicherzustellen, dass sie nachhaltige Erträge ernten können. Unser Fokus liegt darauf, sowohl die Land- als auch die Forstwirtschaft wirtschaftlich nutzen zu wollen. Und das Ganze nachhaltig. Nachhaltigkeit klingt immer etwas trocken, weil es überall gesagt wird, aber der Begriff der Nachhaltigkeit kommt tatsächlich aus der Landbewirtschaftung. Nachhaltig kann aber etwas anders heißen als man vielleicht darunter versteht, dass man immer das Gleiche tut. Wenn man aus einem bestimmten Szenario kommt, kann es auch bedeuten: Jetzt ist es wichtiger, schnell zu nutzen, um nachhaltig zu bleiben, und dann nutzt man den Wald wieder langsamer. Nachhaltig heißt, dass wir sicherstellen, dass der von uns bewirtschaftete Boden bzw. das von uns bewirtschaftete Land als solches immer bewirtschaftbar bleibt. Das sagt zunächst einmal nichts über die Menge aus.
Auf Ihrer Webseite steht, dass Sie Wälder nach den Grundsätzen der naturgemäßen Forstwirtschaft verwalten. Könnten Sie genauer erklären, was das bedeutet?
Die naturgemäße Forstwirtschaft kann durch verschiedene Maßnahmen verstanden werden. Einfach ausgedrückt bedeutet es, dass wir den Wald kontinuierlich pflegen und stetig Holz produzieren. Das ist im Grunde das Resultat. Dieser Prozess wird jedoch mit natürlichen Verfahren kombiniert. Wir gehen auf den Einzelbaum zu und arbeiten mit verschiedenen, standortgerechten Baumarten. Wir achten auf den Boden und bemühen uns, Strukturen zu schaffen, die nicht zu einheitlich sind, sowohl horizontal als auch vertikal. Wir versuchen, den Fokus auf eine natürliche Verjüngung anstatt auf Pflanzung zu setzen. Dies sind wahrscheinlich die wesentlichen Themen.
Warum ist es wichtig, diese Maßnahmen umzusetzen?
Historisch gesehen kommen wir in Deutschland aus einer Situation, in der der Altersklassenwald vorherrschend war. Das bedeutet, dass man immer mit einer Baumart gearbeitet hat, und die gesamte Fläche hatte das gleiche Alter, während die nächste Fläche ein anderes Alter hatte. Man hat herausgefunden, dass dieser Ansatz nicht sehr sinnvoll ist, da diese Wälder im Vergleich zu natürlich bewirtschafteten Wäldern ein höheres Risiko aufweisen. Deswegen hat man sich wieder in Richtung der naturgemäßen Bewirtschaftung bewegt, indem man natürliche Prozesse nutzt, um ein Produkt, nämlich Holz, zu produzieren.
Boscor beschreibt diesen Prozess als das Boscor-Waldumbauszenario. Können Sie dies vor dem Hintergrund dessen, was wir besprochen haben, noch genauer erklären? Wie genau wird dies umgesetzt?
Der uns am stärksten treibende Faktor ist der Klimawandel. Das gesamte Thema des Waldumbaus muss schneller vorangehen als man denkt. In Deutschland kommen wir aus einer Altersklassenwaldbewirtschaftung. Umgangssprachlich ausgedrückt, wechseln wir von einem Monokulturansatz zu einem Mischwald. Dies geschieht natürlich zu verschiedenen Zeiten. Der Wald wächst langsam oder schnell, je nachdem, wie man das empfindet. Aber es gibt bestimmte Zeiträume, in denen man den Wald verändern kann. In einem Altersklassenwald ist es ja nicht so, dass man ihn auf einmal fällt und dann sagt: "Jetzt betreiben wir naturgemäße Forstwirtschaft." Stattdessen versucht man, einen Übergang zu schaffen. Man gibt dem Wald Zeit, entnimmt Mengen und zieht in der Zwischenzeit bereits die nächsten Baumarten heran. Im besten Fall schafft man es über einen Zeitraum von 25-50 Jahren, diesen bestehenden Altersklassenwald in einen neuen, natürlich bewirtschafteten Wald zu überführen. Heute, aufgrund des Klimawandels, muss dies viel schneller geschehen, weil die Bestände viel schneller abgebaut werden, als einem lieb ist. Andererseits muss man dann darauf achten, dass für den Standort sinnvolle Baumarten in das Gebiet eingeführt werden.
Wie kommt Pina Earth hier ins Spiel und wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der Boscor Gruppe und Pina Earth aus?
Die Zusammenarbeit beinhaltet die Umsetzung der von Pina Earth entwickelten Waldumbau-Methode. Die Methode von Pina Earth gibt Waldbesitzern Richtlinien vor, wie Waldumbau umgesetzt werden sollte. Es gibt dazu einen Vertrag, der aufzeigt, dass unter einem bestimmten Waldumbau-Szenario mehr CO2 gespeichert wird, als es unter herkömmlicher Bewirtschaftung der Fall ist. Der Waldbesitzer muss dies im Rahmen der Projektlaufzeit gewährleisten. Das gibt ihm eine gewisse Motivation, den Waldumbau tatsächlich in Angriff zu nehmen. Dabei geht es bei dem Waldumbau-Szenario darum, den Bestand erstmal abzubauen - vielleicht etwas schneller als man das natürlich tun würde - und diesen durch einen Bestand zu ersetzen, der insgesamt schneller wächst und damit mehr CO2 speichert. Das Interessante an der Zusammenarbeit mit Pina Earth ist, dass etwas Gewinnbringendes in Bezug auf CO2-Speicherung auch etwas Gewinnbringendes für den Waldbesitzer bringt.
Was ist Ihr Fazit nach einem Jahr Zusammenarbeit mit Pina Earth und wie blicken Sie in die Zukunft?
Ich sehe positiv in die Zukunft weil ich Pina als ein sehr faktenbasiertes, seriöses, inhaltlich starkes junges Unternehmen kennengelernt habe, das den Fokus auf die Sinnhaftigkeit seines Projekts legt, anstatt auf die reine Wirtschaftlichkeit, die heute vielleicht oft im Vordergrund steht. Ich habe das Gefühl, dass hier Konzepte geschaffen werden, die langfristig gesehen greifen sollen und eine Veränderung mit sich bringen, anstatt nur kurzfristig irgendeine Geschäftsidee umzusetzen und damit irgendwie einen Gewinn zu erzielen.
Die Zusammenarbeit ist angenehm. Ich arbeite hauptsächlich mit Florian zusammen, das funktioniert hervorragend. Wir stehen in schnellem Austausch in der Abstimmung und ich freue mich auf weitere Projekte, die wir gemeinsam angehen werden.